Lässt sich Kreativität lernen?

Haben Sie schon einmal kleine Kinder beobachtet, die vor einer Herausforderung stehen? Sie haben meist sehr kreative Ideen, mit einem Problem umzugehen und versuchen es auf unterschiedlichste Arten – bis es dann in der Schule heißt: Es gibt nur den einen Weg. Und genau hier sehe ich bereits den Ursprung, wie wir Kreativität begraben. 

In Bildungseinrichtungen bekommen Kinder klar formulierte und abgegrenzte Aufgaben, die sie nach einem bestimmten Muster bearbeiten müssen. Wir alle können uns wahrscheinlich noch gut daran erinnern, dass wir Punkte abgezogen bekommen haben, wenn der Weg zum Ergebnis anders war. In Fächern wie Kunst oder Musik ist Kreativität wiederrum erwünscht, doch nur bis zu einem bestimmten Punkt und auch nur dann, wenn sie der Aufgabenstellung entspricht. Somit haben wir heute schlicht verlernt, auf einem weißen Blatt Papier zu starten und funktionieren besser, wenn uns jemand vorgibt, was wir tun sollen.

Kreative Mitarbeiter - aber bitte nur in bestimmten Abteilungen

In welchen Bereichen Unternehmen sich kreative Mitarbeiter wünschen, lässt sich meist sehr gut an den Stellenanzeigen ablesen. Geht es um Social Media, Content Creating, Grafik oder Marketing liest man oft als Voraussetzung für den Job Kreativität oder kreatives Denken. Als Elektrikerin, Buchhalter oder Assistenz der Geschäftsleitung hingegen wollen die Unternehmen weniger kreative Leute. An dieser Stelle folgt ein Stoppschild meinerseits. Wie kommen Unternehmen darauf, dass Kreativität nur in manchen Bereichen etwas zu suchen hat und an anderer Stelle kontraproduktiv ist? Wenn es um Kreativität geht, können Sie nicht immer nur das haben, was Sie glauben zu brauchen. Ich kann Ihnen nur empfehlen: Schaffen Sie Raum für Kreativität in Ihrem Unternehmen und beleben Sie in den Menschen diese besondere Problemlösungsfähigkeit wieder, die sie so dringend für Ihre Zukunftssicherung brauchen. 

Methoden allein sorgen nicht für Kreativität

„Dann sind wir heute mal kreativ“, so könnte ein Meeting beginnen. Und dann starren alle vor sich hin und wissen nicht, wie das geht. Also werden verschiedene Methoden aus dem Hut gezaubert, die das Gehirn ankurbeln sollen. Mitunter kommt sogar ein Methoden-Coach, der die Mitarbeiter darin schulen soll. Was am Ende bleibt? Mitarbeiter, die zwar Design Thinking und Co. beherrschen, aber noch lange nicht kreativ sind. Das Fundament, auf dem die Methoden aufbauen, ist nach wie vor wackelig, hat Risse und wird einem Sturm nicht standhalten. Selbstverständlich sind Methoden nicht grundsätzlich zu verteufeln und an gewissen Stellen sinnvoll, doch wollen Sie nicht viel lieber die tiefliegende Kreativität Ihrer Mitarbeiter entfesseln und sich dadurch von anderen abheben? 

Die Kreativität wiederbeleben

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass kreatives Denken in jedem Menschen vorhanden, doch bei manchen stärker ausgeprägt ist. Und auch hier wieder meine klare Empfehlung: Schauen Sie sich die Menschen in Ihrem Unternehmen an. Hören Sie zu, was sie zu erzählen haben und welche Ideen sie mitbringen. Doch selbst bei den guten Ideengebern ist in Sachen Kreativität meist noch viel Luft nach oben. Und an dieser Stelle sind Sie als Führungskraft gefragt, diese zu fördern. Das ist nicht leicht, aber auch nicht unmöglich. Beweisen Sie glaubhaft, Kreativität in all ihren Facetten zuzulassen und zeigen Sie es, indem Sie Dinge anders machen als sonst. Hier gibt es kein richtig und falsch. Das Einzige, was Sie brauchen, ist der Mut für Unkonventionelles.

Tipps, um die Kreativität zu wecken

Jedes Mittel ist recht, um alte Strukturen aufzubrechen und die Kreativität anzukurbeln. Gerne möchte ich Ihnen einige Tipps an die Hand geben, wie Sie das in Ihrem Unternehmen umsetzen können.

1. Neues Setting

Meetings und Besprechungen finden immer in Konferenzraum A, B oder C statt? In einem immer gleichen Setting ist es schwer, anders und neu zu denken. Also verlegen Sie Ihre Meetings. Und nein, es muss nicht das schicke Hotel sein. Wie wäre es zum Beispiel in der nahegelegenen Grünanlage, einem Freizeitpark, dem Hochseilgarten? In einer anderen Umgebung denken wir auch anders. 

 

2. Was inspiriert Sie?

Mit Sicherheit haben Sie eine Person, einen Film, ein Buch oder etwas anderes, dass Sie inspiriert. Fragen Sie nach, was Ihre Mitarbeiter inspiriert und warum. Meist kommen dadurch sehr kreative Gespräche in Gang, es wird überlegt, ob sich manche Ansätze nicht übertragen lassen, es wird weitergedacht und es darf auch rumgesponnen werden, was mich zum nächsten Tipp bringt. 

 

3. Was wäre wenn?

Wenn es ans kreative Arbeiten geht, dann sollten zu Beginn alle Regeln aufgelöst werden. Es gibt keine Fehler! Spinnen Sie gemeinsam herum, bauen Sie Luftschlösser, denken Sie das Unmögliche. Hierbei können Fragen wie „Was wäre, wenn wir alle Arbeit an KI abgeben könnten, was würden wir dann machen?“ „Wie würde Ihre Vision aussehen, wenn Sie alle Technologien der Welt zur Verfügung hätten?“ Egal welche Antworten oder Gedanken kommen, alles ist wertvoll und Ihre Mitarbeiter müssen wissen, dass sie an diesem Punkt nichts mehr falsch machen können.

 

4. Das Unbekannte

Konfrontieren Sie Ihre Mitarbeiter doch einmal mit dem Unbekannten. Zum Beispiel mit einem Praktikumstag in einer thematisch fernen Abteilung. Lassen Sie die Mitarbeiterin aus dem Marketing einen Tag in der Buchhaltung verbringen. Holen Sie den IT-Auszubildenden in den Vertrieb. Wenn es möglich ist, können Sie sogar organisieren, dass Ihre Mitarbeiter einen Tag in einem branchenfremden Unternehmen verbringen und daraus neue Ideen kreieren. 

 

Wenn Sie Lust auf noch mehr Kreativität haben und wissen wollen, wie Sie diese im Innovationskontext nutzen, dann sollten Sie einen Blick in mein neues Buch „Innovation leben!“ werfen. Dort erhalten Sie noch mehr Impulse und Anregungen. 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0