Innovation und Mindset – wie hängt das zusammen?

Das Mindset gehört zu meinen Lieblingsthemen in der erfolgreichen Innovation. Warum? Weil die Art, wie Menschen etwas erkennen, bewerten und handeln manchmal entscheidender für den Erfolg ist als sachliche Faktoren. Auf diesem Gebiet verschenkt der Mittelstand wertvolles Potenzial, denn das Mindset ist eine der größten Stellschrauben, die wir für unseren Vorteil in Sachen Innovation verwenden können. 

Ein Grund, warum dem Mindset nicht immer die nötige Aufmerksamkeit zukommt, ist, dass es im Mittelstand oft nicht ernst genommen wird. Der 50-jährige Klaus-Dieter im Blaumann hat wahrscheinlich noch nie etwas davon gehört, und wenn doch, dann nur im Zusammenhang mit selbsternannten Gurus, Esoterikern oder ähnlichen, die er nur belächeln kann. Auch für Geschäftsführer oder Inhaber in mittelständischen Unternehmen haftet dem Wort Mindset etwas Weichgespültes an. Das Image, dass es sich hier um eine Einstellung handle, die nur der Zufriedenheit der Mitarbeiter dient, ist ein Irrtum. Um das umzukehren, habe ich das Wort Mindset in der Arbeit vermieden und stattdessen davon gesprochen, wie ein Mensch so tickt, was er für möglich hält und sich selbst zutraut. Und plötzlich verstanden alle, welches große Potenzial darin liegt. 

Mindset – was ist das eigentlich?

Immer wieder fällt der Begriff Mindset. Es geht darum, das richtige Mindset zu haben oder eben nicht. Doch was ist damit jetzt konkret gemeint? Einfach gesagt ist das Mindset unsere gewohnte Denkweise, die darüber bestimmt, wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten. Hier ist jeder Mensch individuell zu betrachten – denn die Denkweise wird durch Erlebnisse und Erfahrungen bei jedem anders geprägt. Grundsätzlich lassen sich zwei Richtungen unterscheiden: das Fixed Mindset und das Growth Mindset. Menschen, die nach einem Fixed Mindset agieren sehen ihre Talente und Fähigkeiten als starr an. „Ich kann nicht gut präsentieren“ oder „ich bin unsportlich“ sind hierbei typische Aussagen. Diese Menschen bewegen sich gerne auf sicherem Terrain und wollen keine Fehler machen. Auch halten sie übertriebene Anstrengung auf einem Gebiet für überflüssig, da sie der Meinung sind, sowieso nichts ändern zu können. Menschen, die ein Growth Mindset haben, gehen hingegen davon aus, dass sie alles oder zumindest vieles lernen können. Eine typische Aussage hierfür ist „Ich kann noch nicht mit dem Programm umgehen.“ Sie stellen sich Herausforderungen und wollen daran wachsen – auch wenn es das Risiko des Scheiterns birgt. Genau dieses Mindset brauchen wir im Innovationskontext. Sowohl bei den Mitarbeitern also auch bei den Führungskräften. 

Ein Blick ins Unternehmen

Hatten Sie bei den Ausführungen zum Fixed und Growth Mindset schon direkt bestimmte Personen aus Ihrem Unternehmen im Sinn? Oder gibt es Mitarbeiter, bei denen Sie sogar einen Wandel im Mindset festgestellt haben. Wenn Sie ein Innovationsteam zusammenstellen, dann ist das Mindset von entscheidender Bedeutung. Mit Menschen, die der Meinung sind „Das wird eh nichts“, „Das können wir nicht schaffen“ oder „Dazu haben wir doch gar nicht die Mittel“ wird es schwer Innovation auf den Weg zu bringen. Sollen innovative Ideen umgesetzt werden, dann ist der Anspruch hoch und die Gefahr des Scheiterns groß. Deshalb braucht es hier unbedingt Menschen mit einem Growth Mindset – und zwar durch die Bank und nicht nur bei einzelnen.

Das Mindset in der Praxis

Sehen wir uns einmal an, welche Rolle das Mindset bei der Besetzung eines Innovationsteams in der Praxis spielt. Bei unserem Beispiel wird Patrick damit beauftragt, ein geeignetes Team zusammenzustellen. Er selbst hat ein Fixed Mindset, einen sehr geradlinigen Lebenslauf und geht davon aus, dass er nur das kann, was er auch wirklich studiert hat. Sich mit anderen und neuen Themen auseinanderzusetzen ist im fremd und er hat sorge, es nicht zu schaffen und von anderen dann als „dumm“ abgestempelt zu werden. Im Innovationsteam achtet er jetzt darauf, Menschen zu finden, die so wie er studiert haben und im besten Fall schon einiges an Erfahrung mitbringen. Bei den Unterlagen von Svenja, die schon viel ausprobiert hat und unterschiedlichste Jobs hatte, kommt ihm der Gedanke, dass sie weniger kompetent ist. Der branchefremde Christian und Quereinsteigerin Melissa kommen für ihn ebenfalls nicht in Frage, denn er möchte beim Innovationsteam auf Nummer sicher gehen. Am Ende hat er 5 Kandidaten ausgewählt. Allesamt mit Hochschulabschluss und tadellosem Lebenslauf. Was denken Sie, wie innovativ wird das Innovationsteam unter solchen Umständen sein? 

Innovation ist vielfältig

Schauen wir uns jetzt noch kurz an, wie Patrick das Innovationsteam zusammenstellen würde, wenn er eine Growth Mindset hat. Da er selbst von sich ausgeht und glaubt, dass Menschen sich weiterentwickeln und neue Dinge lernen können, schaut er auch beim Innovationsteam auf Mitarbeiter, die sich entwickelt haben. Er leitet aus bisherigen beruflichen Stationen und Aussagen ab, welche Erfahrungen die Menschen bereits gemacht haben. Svenja zum Beispiel hat bereits mehrere Auslandsaufenthalte hinter sich. Hat in Neuseeland bei der Kiwi-Ernte geholfen und ein Entwicklungsprojekt in Afrika unterstützt. Zudem war sie Barkeeperin und hat in einer Autowerkstatt gearbeitet. All das, was sie dort mitgenommen hat, kann sie jetzt einbringen. Auch wenn einige auf den ersten Blick nicht die nötigen Qualifikationen haben, so ist er sich sicher, dass diese Mitarbeiter viel Potenzial haben, gute Ideen mitbringen und keine Angst vorm Scheiter haben. Was denken Sie, würde ein Innovationsteam aus verschiedenen Menschen mit einem Growth Mindset alles leisten können? 

 

Wie mittelständische Unternehmen das Mindset von Start-ups übernehmen können, lesen Sie im nächsten Blogbeitrag. Bis dahin erhalten Sie in meinem neuen Buch „Innovation leben!“ Inspirationen und Anregungen zum Thema Mindset und Innovation. 

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