Mindset im Mittelstand – unnötig oder ungenutztes Potenzial?

Immer wieder spreche ich über das enorme Potenzial von Mindset im Mittelstand und zeige, warum es eine der größten Stellschrauben in Sachen Innovation ist. 

Das Mindset zählt zu einem meiner Lieblingsthemen, denn wie Menschen etwas erkennen, bewerten und handeln entscheidet oftmals mehr über den Erfolg als die sachlichen Aspekte. Dennoch erhält das Mindset in mittelständischen Unternehmen nur wenig Aufmerksamkeit.

 

Warum dem so ist, führe ich auf mehrere Gründe zurück: Es wird oft nicht ernst genommen oder man hat noch nie etwas davon gehört. Zudem wird das Mindset oft mit selbsternannten Gurus, Esoterikern oder ähnlichen in Verbringung gebracht. Des Weiteren wird das Mindset als etwas Weichgespültes dargestellt, das nicht zu einem bodenständischen Unternehmen passt. Um deutlich zu machen, was wirklich hinter dem Begriff steht, vermeide ich den Begriff teilweise in meiner Arbeit und spriche davon, wie ein Mensch tickt, was er für möglich hält und sich selbst zutraut. Das führte zu vielen Aha-Momenten, in denen klar wurde, wie viel Potenzial darin liegt. 

 

Damit der Begriff Mindset richtig eingesetzt wird, ist es wichtig zu wissen, was dahintersteht. In vielen Fällen sprecht man lediglich vom richtigen oder falschen Mindset, doch was genau damit gemeint ist, ist nicht immer klar. Einfach gesagt ist das Mindset die gewohnte Denkweise, die darüber bestimmt, wie sich Menschen in bestimmten Situationen verhalten. Hier ist jeder individuell zu betrachten – denn die Denkweise wird durch Erlebnisse und Erfahrungen bei jedem anders geprägt.

 

Grundsätzlich gibt es zwei Richtungen, die als Fixed oder Growth Mindset bezeichnet werden. Wer über ein Fixed Mindset verfügt, sieht seine Talente und Fähigkeit als gegeben und nicht veränderbar an. Typisch hierfür ist, dass die Menschen sagen, sie seien unsportlich oder können nicht gut präsentieren und daran auch nichts ändern. Auch bewegen sie sich gerne auf sicherem Terrain und wollen Fehler vermeiden.

 

Dem entgegen stehen Menschen mit einem Growth Mindset. Diese sind der Meinung, dass sie alles oder zumindest vieles lernen können. Sie stellen sich gerne Herausforderungen und wollen mit ihren Aufgaben wachsen, auch wenn das Risiko Fehler zu machen besteht. Im Innovationskontext braucht es sowohl von den Mitarbeitenden als auch den Führungskräften ein Growth Mindset, insbesondere wenn es um die Zusammenstellung eines Innovationsteams geht. 

 

Mit Menschen, die der Meinung sind, dass man Innovation nicht erreichen könne, Mittel fehlen oder es von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, lässt sich kaum etwas erreichen. Möchte ein Unternehmen Ideen umsetzen, liegt darin auch stets die Gefahr, dass dies nicht gelingt – und genau aus diesem Grund ist es wichtig, ein Growth Mindset mitzubringen.

 

Wie sich das in der Praxis auswirkt, erzähle ich Ihnen hier: Nehmen wir an, wir haben einen Mitarbeitenden, der mit der Besetzung des Innovationsteams beauftragt wurde. Er selbst hat ein Fixed Mindset, verfügt über einen geradlinigen Lebenslauf und geht davon aus, dass die Menschen nur das können, was sie in einer Ausbildung oder einem Studium gelernt haben. Für ihn fühlt es sich fremd an, neue Themen anzugehen und schon gar nicht möchte er als inkompetent abgestempelt werden, wenn er etwas nicht auf Anhieb beherrscht. Beim Innovationsteam achtet er penibel darauf, nur Mitarbeitende auszuwählen, die studiert haben und im besten Fall schon viel Erfahrung mitbringen. Branchenfremde, Quereinsteiger und solche mit bunten Lebensläufen bleiben komplett außen vor. Letztendlich besteht das Innovationsteam nun aus fünf Personen, die allesamt über einen Hochschulabschluss und einen tadellosen Werdegang verfügen. Jetzt stellt sich die Frage, wie innovativ ein solches Team sein kann. 

 

Ich ermuntere gerne, das Ganze noch von einer anderen Seite zu denken, und zwar, was wäre, wenn der Mitarbeitende kein Fixed, sondern ein Growth Mindset hätte. Da er selbst von sich ausgeht und glaubt, dass Menschen sich weiterentwickeln und neue Dinge lernen können, schaut er auch beim Innovationsteam auf Mitarbeitende, die sich entwickelt haben. Er leitet aus bisherigen beruflichen Stationen und Aussagen ab, welche Erfahrungen die Menschen bereits gemacht haben. All das Wissen, welches die Menschen in anderen Unternehmen, bei anderen Tätigkeiten oder in unterschiedlichen Branchen gesammelt haben, soll im Innovationsteam vereint werden – unabhängig von Alter, Position und Ausbildung. Auch wenn einige Personen auf den ersten Blick nicht die nötigen Qualifikationen mitbringen, steckt viel Potenzial in ihnen, gute Ideen und keine Angst vorm Scheitern zu haben. Wiederum stellt sich die Frage, wie innovativ ein Team sein wird, das aus Menschen mit einem Growth Mindset besteht. 

 

Mein abschließendes Fazit fällt eindeutig aus: Das Mindset birgt enormes Potenzial, welches in fast allen mittelständischen Unternehmen bereits vorhanden ist. Es gilt, dieses zu heben und das Innovationsteam mit Menschen zu besetzen, die über ein Growth Mindset verfügen.

 

Noch mehr zum Thema Mindset und Innovation schreibe ich in meinem Buch „Innovation leben! Wie Sie in Ihrem Unternehmen Zukunftspotenziale erkennen, beurteilen und heben“. Das im Wiley-VHC Verlag erschienene Buch kann unter anderem bei Amazon, Thalia und Hugendubel bestellt werden.

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