Wissen ist überall – nutzen Sie es!

Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an Wissen in Ihrem Unternehmen denken? Fällt Ihnen der Ingenieur ein, der mit einem erstklassigen Studium und vielen Jahren Berufserfahrung glänzt oder die Führungskraft, die zahlreiche zertifizierte Weiterbildungen aufweist? Noch heute wird in vielen mittelständischen Unternehmen auf konventionell erworbenes Wissen gesetzt, welches durch Zeugnisse, Zertifikaten und ähnliches als „genehmigt“ gilt. Doch was ist mit all dem Wissen abseits von Ausbildung, Studium und Erfahrung?

 

Durch das Internet hat sich unser Wahrnehmungshorizont um ein Vielfaches erweitert. Kostenlose Videos, Kurse, Webinare usw. ermöglichen uns selbstständig so viel Wissen zu erwerben wie nie zuvor. Hinzu kommt, dass heute viele Menschen bereitwillig ihr Know-how teilen, statt es wie früher zu bunkern. Wer sich zum Beispiel für Medizin, Autos, Investitionen usw. interessiert, kann sich dazu ein breites Grundverständnis erwerben. Plattformen wie YouTube sind in der Lage, unsere Interessen sehr schnell zu filtern. Der Algorithmus schlägt immer weiter Videos zu diesen Themen vor. Es ist wie bei Alice im Wunderland, die immer tiefer in den Kaninchenbau gelangt. Über Monate oder gar Jahre entsteht so ein beträchtliches Wissen. Es geht hier nicht um Vollständigkeit oder das Wissen, das zur Ausführung eines Jobs vollumfänglich gebraucht wird, sondern ein, wie ich es gerne nenne, kognitives Grundrauschen. Dieses ermöglicht uns, dass wir uns in ein Thema hineindenken können, obwohl wir es weder gelernt noch studiert haben oder es uns bei jemandem aus nächster Nähe abschauen konnten.

Unkonventionelles Wissen in der Praxis

Wie dieses unkonventionelle Wissen in der Praxis wirken kann, möchte ich Ihnen gerne anhand meiner Arbeit zeigen. Ohne Erfahrung in der Branche habe ich bereits zwei Stahlbauunternehmen erfolgreich zu Innovation und Zukunftssicherung beraten. Bei beiden war die Rede davon, dass ich mich gut in sie hineindenken konnte oder erahnte, was sie brauchen. Ich verfüge über kein konventionelles Wissen, eine Ausbildung, Studium oder Erfahrung in diesem Thema – auch hatte ich selbst und niemand aus meinem Umfeld je mit Stahlbau zu tun. Woher also kamen meine Fähigkeiten, mich hineinzudenken? Nun, ich habe sehr lange immer wieder Videos zum Thema gesehen und dieses kognitive Grundrauschen in Kombination mit Empathie hat letztendlich dazu geführt, dass alle Risiken und Chancen in meinem Kopf greifbar waren. Ich war thematisch nah genug dran, um echte, Hilfestellung zu geben und weit genug weg, um ohne Betriebsblindheit Ansätze und Impulse zu erfolgreicher Zukunftssicherung zu geben.

Wie viel Wissen ist in Ihrem Unternehmen?

Gehe ich von mir aus, so habe ich allein zu mindestens 50 Themen ein kognitives Grundrauschen. Rechnen Sie das einmal hoch auf Ihre Führungskräfte oder all Ihrer Mitarbeitenden. Manche Themen überschneiden sich, aber gehen wir davon aus, dass jeder Ihrer 350 Mitarbeitenden mindestens 30 Themen abdeckt, zu denen er sofort Impulse liefern kann, kommen wir auf 10.500 Impulse. Das ist natürlich eine theoretische Rechnung und es wäre unrealistisch zu glauben, dass sich aus jedem Impuls, Ideen oder Umsetzungen ableiten lassen. Doch ich möchte, dass mittelständische Unternehmen erkennen, wie viel potenzielles und unkonventionelles Wissen bei ihnen vorhanden ist, das angezapft werden kann. Es darf auch keine Rolle spielen, woher dieses Wissen stammt und ob es geprüft und belegt ist. Wenn ein Produktionsmitarbeitender sich zu Führungsthemen äußert, sollten Sie dies durchaus ernst nehmen. Seien Sie sich dessen bewusst, dass dieser Mitarbeitende über TikTok, YouTube oder eine andere Plattform ständig Impulse zu Leadership-Themen erhält und sich ein beachtliches Wissen angeeignet hat. Vielleicht erhalten Sie dadurch eine vollkommen neue Perspektive auf Führung – und eine echte Chance für Innovation.

Verabschiedenden Sie sich von Hierarchien

Wollen Sie erfolgreiche Zukunftsarbeit betreiben? Dann verabschieden Sie sich bitte davon, dass diese nur in der oberen Hierarchie und hinter verschlossen Türen stattfindet. Ich habe selbst oft genug erlebt, dass die richtig guten Ideen nicht von oben, sondern aus der der Mitte oder den unteren Hierarchieebenen kommen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass viele Führungskräfte gar nicht wissen, was in ihren Mitarbeitenden steckt und auch nicht danach fragen. Sie trauen es den Menschen nicht zu, Wissen zu haben, das über das hinausgeht, was sie täglich in der Arbeit machen. Es hat für sie keine Relevanz oder wird als unwichtig eingestuft. Doch jetzt stellen Sie sich vor, dass Ihr Auszubildender Pablo oder Simone aus der Buchhaltung auf großartigen Impulsen sitzen, die für die nächste Innovation sorgen. Wollen Sie diese wirklich verschenken? 

Nutzen Sie die Möglichkeiten

Ein wichtiger Punkt, wenn es um unkonventionelles Wissen geht, ist das Unternehmen endlich erkennen müssen, dass YouTube, Udemy, LinkedIn und Co ernstzunehmende Quellen sind. Das Wissen, das wir brauchen ist mit großer Sicherheit schon irgendwo online oder im Unternehmen vorhanden. Wir müssen damit beginnen, die fast unendlichen Möglichkeiten zu nutzen – und nicht noch eine Methode schulen, an deren Ende zwar ein schönes Zertifikat rausspringt, aber rein gar nichts, dass Innovation nach vorne bringt. 

 

Anregungen, wie Sie das Wissen Ihrer Mitarbeitenden sichtbar und damit nutzbar machen, erhalten Sie in meinem 

Buch „Innovation leben!“.

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