Innovationen wirken - nur eben manchmal anders als wir denken

Die Innovationsfähigkeit ist zum zentralen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen geworden. Wer heute nicht innovativ ist, oder zumindest behauptet, innovativ zu sein, wird schnell als alt, überholt oder nicht zeitgemäß abgestempelt. Das übt insbesondere auf viele mittelständische Unternehmen großen Druck aus. Sie haben das Gefühl jetzt innovativ sein zu müssen – doch oftmals ohne Erfolg. Bringt eine neue Idee für sich kein oder kaum Geld ein, landet sie auf dem „Scheiterhaufen der Möglichkeiten“. An dieser Stelle möchte ich ein großes Veto einlegen, denn wir sollten Innovationen immer im großen Ganzen betrachten und nicht als isoliertes Projekt. 

Dazu ein Beispiel: Christiaan Huygens, ein niederländischer Physiker, entwickelte 1674 eine Kolbenmaschine mit Pulverantrieb. Damals hatte er bestimmt nicht im Sinn, dass diese Innovation bzw. Erfindung den Grundstein für den Kolbenmotor legte, dem System mit noch heute die meisten Fahrzeuge angetrieben werden. Es gibt zahlreiche weitere Beispiele, die zeigen, dass eine Innovation Auswirkungen auf Dinge haben kann, die wir uns noch gar nicht vorstellen können. Die Tragweite einer Innovation ist somit nicht immer sofort zu erkennen. Niemand kann genau vorhersehen, wie sich eine Idee weiterentwickelt und sich auf andere Bereiche auswirkt. Wer deshalb vorschnell eine Idee wieder einstampft oder ihr erst gar keine Chance gibt, weil sie für sich selbst nicht genug Gewinn verspricht, beraubt sich wertvoller Chancen. 

Innovationsscheu überwinden - Neuem Raum geben

Wir in Deutschland sind stolz auf das, was wir uns aufgebaut haben. Das Etablierte hat uns über viele Jahre hinweg Wohlstand gebracht und uns einen guten Ruf beschert. Es fällt daher vielen Unternehmen schwer, sich davon zu lösen. Doch ohne Innovation werden sie über kurz oder lang im Wettbewerb auf der Strecke bleiben. Start-ups mit disruptiven Ansätzen ziehen dann im Eiltempo an ihnen vorbei. Dennoch gilt: Wer Innovationen aus falschen Gründen fordert, bekommt keine und wer Innovationen nach falschen Kriterien bewertet, eröffnet dem Neuen keinen Raum. Die Bewertung nach finanziellen Aspekten ist häufig eines dieser falschen Kriterien. Ja, auch ich bin der festen Überzeugung, dass jede Innovation einen Nutzen haben muss, aber diesen einzig und allein am Geld festzumachen, das die Idee einbringt, ist der falsche Ansatz. Es mag durchaus sein, dass eine Innovation erstmal mehr Geld kostet als sie bringt. Doch denken Sie an den eingangs erwähnten Physiker, dann kann es gut sein, dass sich auf diese Idee etwas aufbaut, was im Nachhinein in Verbindung mit etwas ganz anderem hohe Gewinne bringt. Es mag auch sein, dass der Gedanke vorherrscht, dass eine Innovation immer auch eine hohe finanzielle Investition mit sich bringen muss, damit sie etwas „taugt“. Auch hier möchte ich mich für das Gegenteil aussprechen. Ich habe schon Ideen auf die Beine gestellt, die nur Arbeitszeit gekostet und danach beträchtliche Summen eingefahren haben. Gerade das ist doch das Schöne an Innovationen – alles ist möglich, wenn wir uns darauf einlassen. 

Chancen für morgen nutzen

Manchmal kann die einfache Innovation, die Sie heute erarbeiten, morgen zu Erkenntnissen und Weiterentwicklungen führen, die Ihr gesamtes Geschäftsmodell in 10 Jahren völlig verändern. Denken wir nur einmal an die Ursprünge der Mobiltelefonie zurück. Die Menschen hatten wahrscheinlich mit Erfindung des Telefons bereits die Vision, dieses eines Tages von unterwegs zu nutzen. Erich Kästner schrieb beispielsweise schon 1931 in einem seiner Bücher: „Ein Herr, der vor ihnen auf dem Trottoir langfuhr, trat plötzlich aufs Pflaster, zog einen Telefonhörer aus der Manteltasche, sprach eine Nummer hinein und rief: ‚Gertrud, hör mal, ich komme heute eine Stunde später zum Mittagessen.‘“ Im Jahr 1946 startete in den USA der erste Autotelefonservice, der sich von dort ausbreitete und Jahre danach sah man auch hierzulande, vornehmlich Business-Leute, im Auto telefonieren. Und heute haben wir unser ganzes Leben in Form eines Smartphones immer bei uns. Innovation bedeutet aber auch, dass wir Etabliertes loslassen müssen, um dem Neuen Raum zu geben, oder haben Sie noch ein Autotelefon? In diesem Sinne halte ich es mit einem Zitat von André Gide: „Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu verlieren.“ 

 

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